Afrika sechste Tour: Addis Abeba (Äthiopien) bis Khartoum (Sudan)

  • von Gerhard Jaksch
  • 15 Aug., 2016

15. August 2016

Mein Ticket für meine 6te Tour habe ich in der Tasche. Im Januar geht`s mit dem Flieger und meinem Bike nach Addis Abeba.

Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes macht mir noch etwas Sorge:

Mitte Juli diesen Jahres entzündete sich ein neuer Unruheherd in der Region Amhara und hier insbesondere in den Städten Gondar und Bahir Da, die bei Touristen sehr beliebt sind. Bei einigen Demonstrationen, welche meist im Vorfeld angekündigt werden, kam es zu Ausschreitungen mit Toten und Verletzten.  Derzeit ist von Reisen nach Bahir Dar und das Umland dringend abzuraten.

An Weihnachten habe ich noch immer kein Visum für den Sudan. Ich hoffe, dass es noch rechtzeitig mit meinem Reisepass ankommt, sonst ist meine Reise wohl gestrichen

5 Tage vor meiner Abreise habe ich endlich das lang ersehnte Visum in der Hand. Nun sollte vor meinem Start nichts mehr schief gehen.

Am Rad hat mir Hubbe ein neues Tretlager eingebaut und eine neue Felge für das Vorderrad. Neue Bremsbacken habe ich schon vor ein paar Wochen montiert.

1 Woche vor meinem Abflug erscheint in der AZ ein Bericht über die Tour d’Afrique. Bernd Beigl ein Augsburger ist einer unter den 27 Radfahrern, die versuchen 11500 Kilometer von Kairo nach Kapstadt an einem Stück zu radeln. Die Jungs (und vielleicht auch Mädels) kommen mir also auf direktem Weg entgegen. Über Facebook schreibe ich ihn an und erfahre, dass wir uns lediglich um einen Tag in Karthoum verpassen. Schade, wäre sicher ne sehr lustige Begegnung geworden.

von Gerhard Jaksch 18. Januar 2017

Ok, meine Schultern schmerzen, an den Oberschenkeln und im Gesicht hab ich nen Sonnenbrand, meine beiden Ringfinger sind vom Radfahren taub geworden und mein Hintern schmerzt von den täglich 7 Stunden auf dem Sattel…. aber ich bin froh nach fast 600 Kilometer in Bahir Dar am Tanasee angekommen zu sein.
Hab mir ein erstklassiges Hotel genommen und richtig gut Mittag gegessen…. Lammfleisch ganz zart.
Morgen werde ich mir den blauen Nil Wasserfall ansehen.

18. Januar
Die gut 30 Kilometer Staubstrasse zum Nil-Wasserfall erwiesen sich als extrem schlechte Staubstrasse. Bei jedem Fahrzeug bekam ich eine Staubdusche ab. Immer wieder muss ich zwischen den spitzen Steinen aus ballanzieren. Am Ende ist die Staubschicht auf den Klammotten unverkennbar.
Wenn ich daran denke, die Menschen leben hier mitten im Staub…. Wahnsinn.
Der Wasserfall hatte Niedrigwasser, aber es lasst sich leicht erahnen, wie spektakulär er bei Hochwasser anschwillt. Ein echtes Highlight dieser Gegend.
Ich entscheide mich mit dem Bus zurück zu fahren… das Bike auf dem Dach.
Es ist mittlerweile viel zu heiss geworden. Diese schwierige Piste in der Mittagshitze zurück zu radeln brauch ich nicht unbedingt. Bin ja kein Masochist…über eine Stunde sitze ich im Bus und wir warten auf Fahrgäste bis er endlich voll ist. Die letzten 20 min im Stopp ans Go ohne dass jemand aus- oder einsteigt. Keine Ahnung was hinter dieser Fahrweise steckt. Aber ich hatte heute tolle Kontakte zu den Menschen, die hier im Staub leben müssen.

Wenn ihr euch fragt, ob man(n) mit ein paar Socken und zwei Unterhosen überleben kann…… man(n) kann. Mit Rei und jeden Tag Sonnenschein zum trocknen :-)

von Gerhard Jaksch 17. Januar 2017
Mein Alltag sieht so aus: 5:45 Uhr aufstehen, 6:30 Uhr losradeln…. dabei gehts ständig rauf und runter. Zwischendurch mal Film und Fotoaufnahmen. Die kosten echt immer Zeit. Aus packen, Stativ aufstellen, aufnehmen, alles wieder einpacken und alle Fragen der Einheimischen beantworten…. immer wieder fahren die Jungs mit ihren klapprigen Rädern provokant und lässig neben mir her und wollen mir zu verstehen gaben, wie lässig sie radeln…. meist nur 2,3 Kilometer.
Ca. 13:00 Uhr checke ich in einem Hotel ein. Die Hotels sind hier sehr guter Standard. Von außen super, Service sehr gut nur fallen fast die Betten auseinander.Und heißes Wasser gibts wenn nur tropfchen weise.
Aber immerhin…. kann ich bisher nicht klagen.
Nach dem einchecken und duschen, esse und trinke ich was….. Spaghetti gibts überall…. aber die sind so scharf, Roland und Lenze hatten ihre Freude dran.
Dann entspann ich ne Stunde und am späten Nachmittag besuch ich noch ein Café ( der is super lecker) oder trink irgendwo noch ein Bier…
Jetzt hab ich 500 Kilometer hinter mir…. schwierige Strecke trotz besten Strassenverhaltnissen. Morgen komme ich zur Quelle des Nils… bin gespannt trotz Niedrigwasser.
Und bald hab ich ALLE Berge Afrikas hinter mir….
von Gerhard Jaksch 16. Januar 2017
15. Januar
Um 6:30 Uhr ist es noch verdammt frisch auf dem Rad. Dafür wirds ab Mittag unerträglich heiß. Als ich los bin haben die kids schon um halb7 auf dem Bolzplatz gespielt… da wars noch ein wenig dunkel.
Heute ging es mir recht gut…ich gewöhne mich wieder dran.
Die Menschen hier sind so was von nett. Alle sehr hilfsbereit. Englisch sprechen leider nur sehr wenige gut. Die Kinder und Jugendliche kennen nur: „you“,“Where are you go?“,“money“ und „ferenchi“….heisst soviel wie Weisser. Das brullen die mir ständig hinterher.
Werd mal Neger schreien, wenn die mich nochmal ferenchi nennen
Heute hatte ich Zeit einige Filmaufnahmen zu machen. Publikum hatte ich genügend, die Kamera stand zeitweise mitten im Pulk der Afrikaner…
von Gerhard Jaksch 15. Januar 2017

14. Januar

Bin heute nur knapp 80 Kilometer geraelt. Nach dem Restanstieg ging es recht problemlos vorran. Der Teerbelag ist super und auch kein Gegenwind. Es geht natürlich ständig rauf und runter…
Ich bin in Debre Markos, eine kleine nette Stadt. Da bleib ich… da reichen auch schon mal 80 Kilometer…
Und trotzdem… vor 10 Jahren habe ich mich irgendwie nicht so gequaelt…
Jetzt goenne ich mir das beste Hotel am Platze…. für 15 Euro. Heute Abend gibts wohl wieder Spaghetti… wie die letzten 2 Tage auch…
Nein doch nicht. Es gab heute Pizza.!!

von Gerhard Jaksch 14. Januar 2017

12. Januar

Das war hart…. verdammt hart. Ich weiß nicht woran es gelegen hat? Die Straßenverhaeltnisse waren optimal. Aber die ständigen Berge und der Gegenwind haben mich fertig gemacht. Vielleicht bin ich schon zu alt für solche körperlichen Strapatzen. Dann kam noch ein erster Platten nach 50 Kilometer. Zum Glück kann ich auch nachmittags radeln, es ist ziemlich frisch in der Höhe. Mit 2750m hab ich den hochsten Punkt meiner Reise überschritten. Um 7:30 gestarten bin ich um 15:30 !!! nach 111 Kilometer am Ziel in der German lodge…. hier lässt es sich aushalten. Ich hoffe morgen fühle ich mich fitter….
Die Menschen hier sind sowas von nett. Nur ein kleiner Junge hat wohl aus lauter Ubermut nen Stein nach mir geworfen… und mich voll in den Rücken getroffen. Der Stein wenn mich am Kopf trifft….Glück gehabt.
Die German lodge gehört einer Deutschen vom Bodensee. Sie hat einen Äthiopier in Deutschland geheiratet und lebt seit fast 10 Jahre hier. Seit ihr Mann vor 4 Jahren verstorben ist, managt sie die lodge alleine. Wir sitzen abends an der Terrasse mit Blick auf den Canyon und sie erzählt mir von den vielen kleinen und großen Problemen hier zu leben. Wie auch immer so nen Ausblick hast in Deutschland nicht so oft….

13.Januar

6:00 Uhr klingelt der Wecker, 6:30 Uhr gehts los. Früher los zu radeln ist mir zu gefahrlich und macht wegen dem Verkehr bei Dunkelheit keinen Sinn.
Es geht gleich richtig bergauf… ich dachte gestern war der höchste Punkt, aber heute gehts gleich auf 2800m.
Die Strassen werden schlechter… grosse Schlagloecher zwingen mich immer wieder Slalom zu raden. Dann gehts endlich steil bergab…. fast 1800 m in den Canyon des Blauen Nils. Was für ein gigantischer Blick hinab.
Die Abfahrt wird aber wirklich nicht zum vergnügen… Spurrillen, Schlaglocher und Verwerfungen des Asphalts fordern höchste Konzentration…. würde unser Bundasjogi sagen.
Der Blaue Nil schlängelt sich idyllisch durch das Tal. In Khartoum werde ich den Zusammrnschluss von Blauen und Weissen Nil sehen. Der sich ab dort gemeinsam seinen Weg durch Ägypten bahnt.
Aber jetzt sitz ich in der Polizeistation im Tal und überlege was ich mache. Entweder ich baue hier mein Zelt auf oder ich versuche noch die nächsten 2 Stunden ein wenig der 1500 Hohenmeter für morgen bereits hochzustrampeln. Aber es ist auch wahnsinnig heiss hier unten.
Ok… ich radle los…. ganz langsam. Bis Dejen sinds gut 10 Kilometer…. sollt ich schaffen. Hab ja noch fast 4 Stunden bevor es dunkel wird. Nach 5 Kilometer bin in fix und foxy. Es ist heiß, es ist steil… keine Ruhepause. Ein LKW Fahrer überholt, bleibt stehen und fragt mich, ob er mich mit Rad auf seiner Ladefläche bis Dejen mitnehmen soll… er hat mir den Abend gerettet. Auf der Ladefläche komme ich mir wie ein Gummiball vor. Aber trotzdem bin ich foh um jedem Kilometer und jeden Höhenmeter….
Der Rest des Canyon wird morgen hart genug.

von Gerhard Jaksch 11. Januar 2017
Das Wichtigste zuerst…. mein Fahrrad ist hier. Als ich heute Morgen mich am Flughafen danach erkundigt habe, war es da. Die haben beim Entladen des Gepäcks mein Fahrrad zu den Frachtgütern und nicht mit dem Passgiergepack entladen…. wie ärgerlich. Wegen diesem dummen Fehler verliere ich 2 Tage. Am liebsten würde ich noch heute zur Mittagszeit losradeln. Aber das spricht gegen jede Vernunft und macht einfach keinen Sinn.
So kann ich mich wenigstens optimal für den Start morgen Früh vorbereiten…. Wasser kaufen, noch etwas Geld wechseln, mein Fahrrad startklar machen, den Weg aus Addis Abeba schon mal erkunden. Und vielleicht nochmal heute Abend das frische Garden Brau Bier probieren.
Der Weg aus Addis führt quer durch die Stadt 14 km nur bergauf…. ich bin ihn schon mal probehalber abgefahren….dann gehts morgen früh ohne Karte..
von Gerhard Jaksch 10. Januar 2017
Die Anreise ist immer wieder eine Herausforderung. In München verpacken… dann muss ich den Karton kleiner schneiden. Gepäck einchecken… da war ich knapp über 30 Kilo…d.h. mehr ins Handgepäck. In Addis Visum beantragen…dann als letzter durch den Zoll. Geld wechseln und dann der Schock….. kein Fahrrad dabei. Lt. Fluggesellschaft kommt es zu 95 Prozent übermorgen am Donnerstag. Dann muss ich mich aber sputen….wenns nicht kommt???? keine Ahnung.
Hab keinen Plan B. Vielleicht konnte jemand das neue Tretlager und die neue Vorderradfelge gebrauchen. Zum Glück kenne ich den German beer garden hier.